Friedrich Nicolais „Werther“-Parodie: „ein wohlgerathnes Gegengift“ oder „Berliner Hundezeug“? Open Access

by Alexander Košenina (Author)
Open Access

Journal: Zeitschrift für Germanistik, Volume 32, Issue: 3, pp. 542-553

In der Reihe Märkischer Dichtergarten nimmt der Band zu Friedrich Nicolai eine Sonderstellung ein. Statt durch Texte und Kommentare einen Autor zu empfehlen, zeichnet Günter de Bruyn das bekannte Bild vom schulmeisterlichen, verknöcherten Aufklärer, der kein Verständnis für die Zeitenwende von Klassik und Romantik aufbringt. Gegen die These, dass Vorurteile des Alters gegenüber der Jugend in den Vertrauten Briefen der Adelheid B. und der Werther-Parodie die Hauptrolle spielen, plädiert der Aufsatz für eine stärkere Trennung zwischen den karikierten fiktiven Figuren, den realen Vorbildern und der Haltung des Publikums. Die literarische Qualität von Goethes Werther stellt Nicolai nicht in Frage, wohl aber kritisiert er jede irrige Identifikation mit einem Selbstmörder. Die pragmatisch-politische Haltung der Berliner Aufklärung ist der geistig-idealistischen Orientierung der Weimarer Klassik und Jenaer Frühromantik nicht per se unterlegen.