Virtualität der Fachdidaktik

Im didaktischen Kontext beschränkt sich der Begriff der Virtualität zumeist auf den Einsatz digitaler Medien. Zugleich wird die berechtigte Forderung formuliert, dass sich das pädagogische Virtualitätsverständnis weiterentwickeln muss, um den Bildungsherausforderungen der digitalisierten Gesellschaft begegnen zu können.^1,2,3 Diese Forderung betrifft auch die Fachdidaktik, die von der Wissenschaftsgeschichte her als Pädagogik begriffen muss.⁴ Im Folgenden möchte ich ein Verständnis dafür wecken, dass die Forderung nach einer Weiterentwicklung des fachdidaktischen Virtualitätsverständnisses nicht so zu verstehen ist, dass das Virtuelle getrennt von der Fachdidaktik existiert und dieser hinzugefügt werden müsse. Vielmehr gehe ich im Folgenden davon aus, dass das Virtuelle der Fachdidaktik seit jeher innewohnt. Allerdings ist die virtuelle Qualität der Fachdidaktik heute zumeist in Vergessenheit geraten. Die der Fachdidaktik eingeschriebene Virtualität lässt sich vor transzendentalphilosophischem und performativ anthropologischem Theoriehintergrund wieder ins Bewusstsein bringen. Damit die Virtualität der Fachdidaktik auch in ihrem Problemgehalt erkennbar wird, ist es notwendig, dass wir nicht direkt auf das Virtuelle zugehen, sondern es zunächst im Kontext der performativen Unterrichtspraxis aufspüren. Um Virtualität zu denken, reicht es nicht, bloß darzustellen, was wir begriffen haben. Um Virtualität zu bestimmten, gilt es vielmehr, mit dem Sich-ins-Bild-Finden und dem Sich-ins-Bild-Setzen auf Tuchfühlung zu gehen und damit mit einer Stelle, an der das noch Ungesehene in Sichtbarkeit bzw. das noch nicht Erfahrene in Erfahrung umschlägt, in Kontakt zu treten. Dieses als virtuelle Dynamik sich vollziehende Umschlagen lässt sich dann vorsichtig tastend begrifflich bestimmen. Daher beginne ich mit zwei Vignetten, Erinnerungen aus Schulzeit und Referendariat, die uns die virtuelle Dynamik in Unterricht und Lehrerbildung zunächst erzählerisch vor Augen führen.