Journal: Literatur für Leser, Volume 44, Issue: 3, pp. 265-278
Der Beitrag befragt die Erzähltexte Posthuma (1872) und Vor der Elbmündung (1903/1904) von Wilhelm Jensen in Hinblick auf literarische Funktionalisierungen von Flutkatastrophen. Während beide Texte oberflächlich als unterhaltsame Liebesgeschichten lesbar sind, verhandeln sie auf einer sekundären Bedeutungsebene übergreifende kulturelle Konflikte. Im Fokus steht im Speziellen, inwieweit sich anhand der ästhetischen Darstellung sowie des Umgangs der Figuren mit der Flutkatastrophe soziale, glaubensbezogene und geschlechtliche Differenzen eruieren lassen. Neben der Erarbeitung textanalytischer Befunde zum entsprechenden Literatursystem wirbt der Beitrag außerdem dafür, einen bisher stark vernachlässigten Autor in den Forschungsdiskurs zum literarischen Realismus zu integrieren.