Grammatik und Ideologie  Paid

Feminisierungsstrategien im Russischen und Polnischen aus Sicht der Wissenschaft und Gesellschaft

by Dennis Scheller-Boltz (Volume editor)
©2020, Monographs, 622 Pages
Science, Society & Culture

Series: Studies on Language and Culture in Central and Eastern Europe, Volume 33

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Dieses Buch beleuchtet das Verhältnis von Grammatik und Ideologie im Russischen und Polnischen. Anhand der Regeln und Normen, die die sprachliche Darstellung von Geschlecht – insbesondere des weiblichen Geschlechts – bestimmen, illustriert der Autor, wie Sprachnormen durch Autoritäten festgesetzt werden, wie Sprachnormen über die Gesellschaft hinweg bestehen bleiben, aber auch wie Sprachnormen durch die Gesellschaft verändert werden können. Im Fokus stehen dabei die Fragen: Wie weit ist die Feminisierung des Russischen und Polnischen fortgeschritten? Welche sprachpolitischen und sprachplanerischen Maßnahmen werden gegenwärtig zur Gewährleistung einer geschlechtergerechten Sprache erhoben? Ist die russische und polnische Gesellschaft überhaupt offen für eine Feminisierung der Sprache? Es zeigt sich: Der Gebrauch sowie die Ablehnung von Feminativa beruhen auf Ideologien – ein Phänomen, dem für gewöhnlich sehr vorsichtig begegnet wird und das im Zusammenhang mit den in einer Gesellschaft vorherrschenden Standpunkten und Bewertungen diskutiert werden muss. Dabei spielen Feminativa im Russischen und Polnischen eine wesentlich größere Rolle als in der Regel gedacht. Feminativa sind auch nicht so ungewöhnlich, wie gemeinhin behauptet. Vielmehr lässt sich feststellen: Ideologien wirken sich auf die Normierung von Sprache und damit auf die Möglichkeiten aus, wie Sprache geschlechtergerecht gestaltet wird – oder eben nicht.

Impressum
Inhaltsverzeichnis
0 Motivation
1 Einleitung
1.1 Vorüberlegungen: Geschlecht in Sprachsystem und Sprachgebrauch
1.2 Untersuchungsgegenstand: Fragen, Ziele, Methoden
1.2.1 Leitfragen, Untersuchungsziele, Aufbau der Arbeit
1.2.2 Methodische Grundlagen: Zu Diskurs und kritischer Diskursanalyse
1.2.2.1 Diskurs und Diskursanalyse
1.2.2.2 Kritische Diskursanalyse
1.2.2.3 Kritische Diskursanalyse im Geschlechterkontext
1.3 Einige Anmerkungen zu Sprache und Formulierungsweisen
I: Thematische Einführung und allgemeine Grundlagen
1 Ideologie oder: der Mythos von Norm und Normalität
1.1 Ideologie
1.2 Geschlechterideologie
1.2.1 Geschlechterstereotype
1.2.2 Heteronormativität
1.3 Sprachideologie
1.4 Sprachideologien im Geschlechterkontext
1.5 Norm – Tendenz – Usus: Sprachwandel in der Diskussion
1.5.1 Sprachnormen: Sprache zwischen Objektivität und Ideologie
1.5.2 Tendenz: Sprache in der Entwicklung
1.5.3 Usus: Sprache im variablen Gebrauch
1.6 Sprachwandel: Warum Sprache feminisiert wird
2 Geschlecht in und durch Sprache: Der Mythos der Zweigeschlechtlichkeit
2.1 Geschlecht / Sexus: zur Konstruktion des „biologischen“ Geschlechts
2.2 Geschlecht / Genus: zum Verhältnis von Genus und Semantik
2.3 Geschlecht / Gender: zum Prinzip des Doing und Undoing Gender
3 Sprachfunktion
3.1 Kommunikation, Weltbild, Diskurs: Sprachfunktionen im Überblick
3.2 Wirklichkeitskonstruktion als immanente Sprachfunktion
3.3 Identifikation als wirklichkeitsbezogene Sprachfunktion
4 Identität und Sprache
4.1 Identität: zwischen Selbstkonstruktion und Fremdwahrnehmung
4.2 Identität: zur (Ir)Relevanz des Sexus
4.3 Sprache als Medium zur Sichtbarmachung von Identität
5 Sprachpolitik: Politische Korrektheit, Antidiskriminierung, Antisexismus
5.1 Politische Korrektheit: Was Sprache leisten muss
5.2 Antisexismus: zum negativen Frauenbild in und durch Sprache
5.3 Politische Korrektkeit: Ein Blick auf postsozialistische Staaten
5.3.1 Politische Korrektkeit und Antisexismus: Ein Blick auf Russland
5.3.2 Politische Korrektkeit und Antisexismus: Ein Blick auf Polen
5.4 Sprache anpassen: Antisexistische Sprachpolitik und Sprachplanung
5.4.1 Antisexistische Sprachpolitik und Sprachplanung in Russland
5.4.2 Antisexistische Sprachpolitik und Sprachplanung in Polen
6 Gesellschaft und Identität in Russland und Polen
6.1 Die russische Gesellschaft: zwischen Tradition und Moderne
6.2 Die polnische Gesellschaft: zwischen Tradition und Moderne
II: Grammatikschreibung im Russischen und Polnischen
1 Einleitung: Zu Grammatikschreibung und Grammatikwerken
2 Analyse von Grammatikwerken unter genderlinguistischem Aspekt
2.1 Viktor V. Vinogradov (1960): Grammatika russkogo jazyka. Moskva.
2.1.1 Allgemeine Informationen: Vorwort
2.1.2 Genus – Sexus – Gender
2.1.3 Maskuline Personenbenennung und ihre generische Funktion
2.1.4 Feminativa: zwischen Neutralität und stilistischer Markierung
2.1.5 Morphosyntaktische Regeln und Kongruenzverhalten
2.1.6 Pronomina
2.1.6.1 kto: zur Kongruenz im Interrogativ- und Relativsatz
2.1.6.2 Indefinitpronomina
2.1.6.3 Negationspronomen Hukmo
2.2 Stanisław Szober (1953): Gramatyka języka polskiego. Warszawa.
2.2.1 Allgemeine Informationen: Vorwort
2.2.2 Genus – Sexus – Gender
2.2.3 Personenbenennung: maskuline Dominanz und movierte Normalität
2.2.3.1 Familienbenennungen
2.2.3.2 Movierung
2.2.3.2.1 Bezugsfeminativa
2.2.3.2.2 Feminativa
2.2.4 Pronomina
2.2.4.1 Interrogativpronomina
2.2.4.2 Relativpronomina
2.2.4.3 Indefinitpronomina
2.2.5 Morphosyntaktische Strukturen und Kongruenzverhalten
2.3 Natalija Ju. Švedova (1980): Russkaja Grammatik. Moskva.
2.3.1 Allgemeine Informationen: Vorwort
2.3.2 Genus – Sexus – Gender
2.3.3 Personenbenennung und Movierung
2.3.4 Pronomina
2.3.5 Morphosyntaktische Strukturen und Kongruenzverhalten
2.3.6 Abschließende Bemerkungen
2.4 Grzegorczykowa u.a. (1984): Morfologia. Warszawa.
2.4.1 Allgemeine Informationen: Vorwort
2.4.2 Genus – Sexus – Gender
2.4.3 Personenbenennungen: maskuline Dominanz und neutrale Movierung
2.4.4 Weiblichkeit: Morphosyntaktische Spezifika und Kongruenzverhalten
2.4.5 Pronomina
2.5 Pavel Lekant (2009): Sovremennyj russkij literaturnyj jazyk. Moskva.
2.5.1 Allgemeine Informationen: Vorwort
2.5.2 Genus – Sexus – Gender
2.5.3 Sprache und Sprachentwicklung im Geschlechterkontext
2.6 Alicja Nagórko (2012): Podręczna gramatyka języka polskiego. Warszawa.
2.6.1 Allgemeine Informationen: Vorwort
2.6.2 Nagórkos Grammatik zu Strukturalismus und Poststrukturalismus
2.6.3 Genus – Sexus – Gender
2.6.4 Personenbenennungen: Feminativa mit steigender Frequenz
2.6.5 Morphosyntaktische Strukturen und Kongruenzverhalten
2.6.6 Pronomina
3 Zusammenfassung, Deutung, Diskussion
III: Gender und Sprachgebrauch
1 Einleitung
1.1 Umfragen: Die Gesellschaft zu Sprache und Geschlecht
1.2 Beschreiben und bewerten: Die Forschung zu Sprache und Geschlecht
1.2.1 Feminativa und generische Maskulina: ein Jahrhundertüberblick
1.2.2 Von Männerberufen und fehlenden Feminativa
2 Wissenschaftliche Sprachbetrachtung und Sprachbewertung
2.1 Sprache und Geschlecht von ca. 1900 bis ca. 1945
2.2 Sprache und Geschlecht von ca. 1940 bis ca. 1990
2.3 Sprache und Geschlecht nach 1990
2.4 Kongruenzverhalten
2.4.1 Kongruenzverhalten bis ca. 1990
2.4.2 Kongruenzverhalten nach 1990
2.4.3 Ausgewählte Pronomina im Geschlechterkontext
2.5 Diskussion
3 Gesellschaftliche Sprachbetrachtung und Sprachbewertung
3.1 Pilotstudie: Polnisch I
3.2 Pilotstudie: Polnisch II
3.3 Umfragen: Geschlechterwahrnehmung und Sprachbewertung
3.3.1 Umfrage Polnisch I
3.3.2 Umfrage Polnisch II
3.3.3 Umfrage Polnisch III
3.3.4 Umfrage Polnisch IV
3.3.5 Umfrage Polnisch V
3.3.6 Umfrage Russisch
Schlussbemerkungen
Bibliografie
Sekundärliteratur
Internetquellen
Pressematerialien
Pages:
622
Year:
2020
ISBN (PAPERBACK):
9783631810507 (Active)
ISBN (EPUB):
9783631810866 (Active)
ISBN (PDF):
9783631810859 (Active)
Language:
German
Published:
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 622 S., 19 s/w Abb.

Dennis Scheller-Boltz ist Slawist, Translatologe und widmet sich zudem Fragen zur allgemeinen und angewandten Sprachwissenschaft. Er war als post-doc-Assistent an den Universitäten Opole, Innsbruck und an der Wirtschaftsuniversität Wien tätig und war zudem Gastdozent an den Universitäten in Edinburgh, Edmonton, Glasgow, Ljubljana, Mailand und Warschau. Er widmet sich Fragen zur slawischen Wortbildung, Lexikografie sowie Gender- und Queer-Linguistik und ist Autor zahlreicher Monografien, Herausgaben und Artikeln zu diesen Themen.

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