Macht und Ohnmacht  Paid

Hohe Polizei und lokale Herrschaftspraxis im Königreich Westphalen (1807-1813)

by Maike Bartsch (Author)
©2023, Thesis, 776 Pages
History & Political Science

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Die Existenz einer politischen, teilweise im Geheimen agierenden Polizei war in nachträglichen Bewertungen des napoleonischen „Modellstaats“ auf deutschem Boden für ehemalige Untertanen besonders relevant. Von der Forschung wurde zwar bisher die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit der französischen Politik im Satellitenstaat ausgiebig bedacht, nicht aber die Rolle der staatlichen Polizei. Bei der vorliegenden Studie stehen die Akteure im napoleonisch regierten, aber selbstverwalteten Königreich Westphalen im Fokus – und damit das Aufeinandertreffen der Untertanen und Machtvollzieher im lokalen Raum. Zwang und Eigeninteresse, soziale Hintergründe, nationale Zugehörigkeit und Geschlecht prägten die Herrschaftsverhältnisse und Herrschaftspraktiken und deren emotionale Aufladung.

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Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
II Die Polizeibehörde: Aufbau, Strukturen, Veränderungen
1. Die Institutionen der Polizei zu Beginn der Regierungszeit
1. Polizeileutnant und Polizeipräfektur
2. Militärische Unterstützung
3. Polizei und Justiz
2. Die Polizei unter Bercagny (September 1808– Oktober 1809)
1. Die Einrichtung einer hohen Polizei
2. Prägungen der Generaldirektion durch Bercagny und die Prämissen der Regierung
3. Machtverlust und Absetzung Bercagnys
3. Die Polizei unter Siméon (Oktober 1809–April 1811)
1. „Une bonne Police […] n’inquiète point les Citoyens“. Die Richtlinien unter Siméon
2. Reduzierung von Kontrolle und Überwachung
3. Das Jahr 1810 als Wendepunkt
4. Die Polizei unter Bongars (April 1811–1813)
1. Die Wiedereinführung einer zentral gesteuerten hohen Polizei
2. „Stets aufgeregtes Mißtrauen und Furcht vor Empörung“. Die Stimmung der Bevölkerung und Ängste der Regenten
3. Regulierung und Lenkung durch die Staatsleitung
III Der offizielle Sektor der hohen Polizei
1. Die Akteure: Kommissare und Generalkommissare
1. Visualisierte Staatsmacht
2. Ausbildung und Berufserfahrung
3. Persönliche Eignung für den Polizeidienst: Die Bewerbung des Tuchfabrikanten Schüssler
4. Nationalität, Alter, Äußeres
5. Attraktivität der Kommissarstellen
6. Kontrolle, Zurechtweisungen, Strafen
7. Vertrauen und Misstrauen in der Verflechtung mit der lokalen Gemeinschaft: Das Fallbeispiel des Kommissars Mertens
8. „Nicht allein als Beamter, sondern auch als Mensch gerechtfertigt“. Persönliche Ausfüllung des Amtes, Entscheidungsmacht und nachträgliche Deutungsmuster
9. Frontenbildung vor Ort
2. Techniken, Methoden und Vorgehen
1. Die hohe Polizei als Wissensgenerator: Systematische Datenerfassung
2. „Remonter à la source“. Die Verfolgung von Gerüchten
3. Nutzung bestehender Netzwerke: Das Beispiel der Freimaurer
3. Die hohe Polizei und Interaktion: Der staatliche Umgang mit Denunziationen
1. Denunziation als alltäglicher Akt
2. Ein Fallbeispiel: Die Denunziation Friedrich Murhards gegen Ludwig Völkel
3. „Nicht Patriotismus, nicht Rechtlichkeit, nicht innere Überzeugung“. Der Umgang mit persönlich motivierter Denunziation
IV „Der ungeheure Giftbaum der franzö- sischen geheimen Polizei“. Verzweigungen mit anderen Behörden.
1. Beamte und Administratoren als Akteure der Polizei
1. Das Netzwerk der Verwaltung
2. Verordnungen und Aufgabenbeschreibungen
3. Sicherheitsrelevante Tätigkeiten und Stellenwert der Verwalter für die Polizei
2. Überschneidungen in den Zuständigkeitsbereichen
1. „Verwirrung der Grentzen“
2. Konkurrenz und Konflikte
3. Vorteile und Nachteile der unklaren Zuständigkeitsgrenzen
3. Verschleierung in den Zuständigkeiten
1. Die Akteure selbst verkennen die Systematik der Zusammenarbeit
2. Momente der Transparenz
4. Einbindung in das Kontrollsystem: Überwachung der lokalen Staatsvertreter
1. Anleitung und Kontrolle
2. Überwachung und Druck von oben
5. Zwischen den Fronten: Die Mittlerrolle der Verwalter zwischen den Machthabern und der Bevölkerung
1. Erwartungshaltungen von unten
2. Engagement für den Staat und Machtbewusstsein
3. Antriebskräfte der Verwalter vor Ort
6. Der Maire als „König im Kleinen“: Macht, Eigensinn und Machtmissbrauch
1. Entscheidungsbefugnisse vor Ort
2. „Einheit der Absicht“: Das Ein-Mann-System
3. „Gewissenhafte Berufstreue“: Das Fallbeispiel des Maires Wiesand
V Der geheime Sektor
1. „Knechte und Mägde, Marqueure und Perückenmacher“. Berufsprofil und Sozialstatus
1. Patentabhängige Berufe
2. Berufsfelder mit vielversprechendem Kundenkontakt
3. Netzwerke und Berufsfelder im öffentlichen und privaten Raum
2. Gehalt und Lohn
1. Agenten als Geringverdiener
2. Höherklassige Agenten
3. Zahlungsmodalitäten
4. Probleme mit finanziell abhängigen Agenten
5. Bringschuld
6. Der geheimpolizeiliche Dienst als Durchgangsstation
3. Auswahl und Rekrutierung
1. Aktives Anwerben
2. Rückgriff auf kooperationswillige Untertanen
3. Abhängigkeiten vom System
4. Raffinesse vor moralischer Unbescholtenheit
5. Anwerbung als mühsames Geschäft
6. Nationalität der Agenten
4. Ein „Heer von heimlichen Anklägern“? Die Größenordnung des geheimen Sektors
1. Permanente Vergrößerung
2. Anwerbestopp: Die hohe Polizei unter der Leitung Siméons
3. Versuch einer Quantifizierung der Agentenzahlen
5. Frauen und die hohe Polizei
1. Frauen als Staatsfeinde
2. Geheimagentinnen
3. Frauen als Opfer des Polizeisystems
6. Die Geheimhaltung des inoffiziellen Polizeisektors
1. „Sich selbst einen Diener der G. P.“ nennen: Agenten verraten sich mutwillig
2. Geheimhaltungsinteressen der Agenten
3. Geheimpolizei oder demonstrativer Machtapparat? Der Umgang des Staates mit dem inoffiziellen Polizeisektor
1. Erfolg und Misserfolg
2. Drohmacht
3. Akteure
4. Modellstaat
VI Schlussbetrachtung
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
Pages:
776
Year:
2023
ISBN (HARDBACK):
9783631889725 (Active)
ISBN (EPUB):
9783631904589 (Active)
ISBN (PDF):
9783631904572 (Active)
Language:
German
Published:
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2023. 776 S., 7 s/w Abb.

Maike Bartsch ist im Bereich der politischen Bildung tätig. 2018 schloss sie ihre Promotion in Neuerer und Neuester Geschichte an der Universität Kassel ab, gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung. Weitere Forschungs- und Interessenschwerpunkte sind Erinnerungskulturen und vergleichende deutsch-französische Geschichte.

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